Touristisches Leitsystem Heidingsfeld

Direktbeauftragung 2016-2022
Auftraggeber: Stadt Würzburg

Informations- und Touristisches Leitsystem für den Würzburger Stadtteil Heidingsfeld

Der Ortskern von Heidingsfeld ist einer der wenigen verbliebenden funktionierenden Stadtteilzentren in Würzburg. Zur Förderung und zum Erhalt sind in den nächsten Jahren verschiedene städtebauliche Sanierungsmaßnahmen im öffentlichen Raum vorgesehen. Ein Baustein ist das Informations- und Touristenleitsystem, das vor allem auch Radtouristen neue Sichtweisen auf den Stadtteil eröffnet. Das Gestaltungskonzept für das Informations- und Touristenleitsystem macht Angebote für unterschiedlichste Zielgruppen: Stadtspaziergänge, historische Routen, Entdeckungstouren, Radrouten sowie deren Vernetzung mit digitalen Medien.

Flickr Album

Informationsstele am Mainufer bei der Schulzenmühle

Wandschild Standort Klingentor

Schild mit Stahlgestell 45° am Sühnebildstock

Wandschilder am Speierloch

Arbeitskreis Touristisches Leitsystem

Das Projekt wurde 2016 von der Stadt Würzburg beauftragt und vom FB Stadtplanung FA Projektentwicklung und Stadtgestaltung betreut. Das touristische Leitsystem ist eine Maßnahme aus dem Bund-Länder-Städtebauförderprogramm „Aktive Stadt und Ortsteilzentren“. In Zusammenarbeit mit dem Quartiersbeirat Heidingsfeld wurde zunächst die Idee für das Konzept verabschiedet. Besonders wichtig war den Vertretern der Bürgervereinigung Heidingsfeld e.V. und des Vereins Heidingsfelder Selbstständige e.V., dabei einen regionalen Bezug zum „Stätdle“ zu schaffen. Schließlich einigte man sich auf eine Gestaltung rund um das Giemaul, einer mythischen Figur der Heidingsfelder Geschichte. Mit diesem Leitmotiv wurden dann alle Informationsstelen und -schilder gestaltet. Die Inhalte des Leitsystems wurden vom Stadtarchiv und der Bürgervereinigung Heidingsfeld redaktionell erarbeitet. Parallel wurden die Bauteile konstruiert und gestaltet und im Anschluss die Stelen und Schilder sukzessive an allen Standorten installiert. Ende 2021 wurde das Leitsystem schließlich vervollständigt und offiziell eröffnet.

FB Stadtplanung Würzburg
Stadtarchiv Würzburg
Quartiersbeirat Heidingsfeld
Artikel Mainpost Erste Stele
Artikel Mainpost Fertigstellung
Artikel im Rathausmagazin Eckart 04/23

Informationsstele am Stadteingang; Pressetermin am 20.10.2021 (von links): Udo Feldinger (Stadtrat), Matthias Braun (Architekt BDA), Christian Rudolph (Dipl. Designer FH), Stefan Rettner (Vorsitzender Bürgervereinigung Heidingsfeld e.V.) André Dorscheid (FB Stadtplanung), Benjamin Schneider (Stadtbaurat), Dr. Axel Metz (Leiter des Stadtarchivs). Foto: ProStadt/Massimo Falabretti

Konzept

Das Leitsystem erläutert auf den Tafeln knapp und auf den größeren Stelen ausführlicher geschichtliche Hintergründe der thematisierten Personen, Gebäude oder Objekte. Die Stelen sind nach dem Vorbild einer Fotowand mit Gucklock gestaltet. Das lädt alle dazu ein, selbst mal in die Rolle des Giemauls zu schlüpfen und sich so auf einem Erinnerungsfoto oder Selfie zu verewigen. Die Bilder können dann auf den Social Media Kanälen mit dem Hashtag #giemaul gepostet werden. So markiert, sammeln sich alle Bilder zum Thema und es entstehen lustige Bildergalerien.

Erste Entwürfe für die Gestaltung der Stelen

Erinnerungsfoto mit #giemaul

Selfie mit #giemaul

Vorbild Fotowand mit Gucklock

Einsatz des Trittblechs

Hintergrund

Das Leitsystem weist einen engen Bezug zu Heidingsfeld auf. In seiner Gestaltung greift es die Giemaulsage auf, die prägend für die Geschichte Heidingsfelds ist. Das Giemaul ist eine Figur, mit der sich die Heidingsfelder Einwohner identifizieren. Sie symbolisiert gewissermaßen Heidingsfeld. Nicht zuletzt deswegen ziert das Giemaul auch das ehemalige Heidingsfelder Rathaus oder die Faschingswagen der Gilde Giemaul.
Die Form der Stelen und Wandschilder stellen das Giemaul abstrahiert dar. Die typischen Elemente wie Epauletten (Schulterstücke), Bart und Gesichtsform werden dabei aufgegriffen. Die Idee ist, dass das Giemaul den Touristen die Heidingsfelder Geschichte erzählt. Die Stelen bieten daneben noch die Möglichkeit, selber zum Giemaul zu werden. Touristen können sich auf die Trittstufe stellen und durch das ausgeschnittene Gesicht schauen – ein wunderbares Fotomotiv.

Historische Darstellungen des Giemaul; Varianten erster Illustrationen

Finale Illustration des Giemauls; Variante mit Gesicht und Sprechblase

Umsetzung

Das Leitsystem besteht aus 18 Schildern im Format 60x40cm, 6 Stelen im Format 200x60cm und einer Gedenkstele im Sonderformat 200x240cm. Alle Beschilderungen sind in 15 mm verzinktem Stahlblech in DB 703 Lackierung ausgeführt. Die Schulterstücke der Stelen sind goldfarben, Haare und Bart schwarz lackiert. Die Informationstexte und Bilder sind rückseitig auf eine ESG Glasscheibe 10 mm mit keramischem Digitaldruck farbig gedruckt und mit Punkthalterungen aus Edelstahl montiert. Die Stelen tragen jeweils eine Scheibe auf der Vorder- u. Rückseite. Die Schilder und Gedenkstelen sind nur vorderseitig mit Scheiben bestückt. Die Stelen sind zusätzlich auf der Vorderseite mit einem goldfarbenen Schriftzug „GIEMAUL ERZÄHLT“ auf 2 mm Alublech beschriftet und besitzen ein rückseitiges Trittblech aus verzinktem Stahlblech.

Konstruktion Informationsstelen

Probemontage der Wandschilder mit bedruckter Glasscheibe

Wandschild Detail Befestigung der Glasscheiben

Konstruktionszeichnung für den Standort Dürrenberg

Gedenkort Dürrenberg

Einen besonderen Platz nahm dabei eine Gedenkstele zur Erinnerung an die jüdische Synagoge von Heidingsfeld ein. Insbesondere ab 1565 ließen sich aus Würzburg vertriebene Juden in Heidingsfeld nieder und die Stadt wurde zu einem wichtigen religiösen Zentrum der jüdischen Gemeinde und war sogar im frühen 18. Jahrhundert Sitz des Oberrabbiners von Unterfranken. Im frühen 19. Jahrhundert hatte Heidingsfeld die zweitgrößte jüdische Gemeinde im damaligen Königreich Bayern. Der Gedenkort Dürrenberg erinnert an den ehemaligen Standort der alten Burg, die später von der jüdischen Gemeinde erworben und zur Synagoge umgebaut wurde.
Die Gedenkstele besteht aus 3 Tableaus mit Bildern und Informationen zu diesem bedeutsamen Teil der Heidingsfelder Geschichte. Die Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem Johanna-Stahl-Zentrum erarbeitet und der Platz mit dem Gartenbauamt der Stadt Würzburg umgestaltet. An die deportierten Jüdinnen und Juden erinnert außerdem ein Koffer mit Bezug zum DenkOrt Deportationen vor dem Würzburger Hauptbahnhof. Der Gedenkort wurde als erster Standorte des Leitsystems bereits 2018 fertig gestellt und übergeben.

https://denkort-deportationen.de/jg-heidingsfeld/

Gestaltung des Platzes am Standort Dürrenberg

Koffer vor der Gendenkstele

Plakette mit QR-Code zur Webseite

Barrierefreiheit

Für die Umsetzung des Leitsystems wurde ein durchgängiges Gestaltungsraster für die Platzierung verschiedener Bild- und Textvarianten entwickelt. Unterschiedliche Schriftarten, Textgrößen und Kontrastverhältnisse wurden getestet, um eine optimale Lesbarkeit und Barrierefreiheit zu erreichen. Die Inhalte des Leitsystems sind außerdem über eine App für Sehbeeinträchtigte abrufbar, die zwischen dem FB Stadtplanung und dem Berufsförderungswerk erarbeitet wurde.

https://www.wuerzburg.de/m_578557

Kontrastreiches Layout der Stelen, Schilder und des Gedenkorts

Weitere Medien

Am Ende des Projektes wurde das Informationsangebot mit einem Leporello, einem Magazin und einer Präsenz auf der Internetseite der Stadt Würzburg abgerundet. Touristen, oder interessierte Bürger können sich hier zusätzlich über die Geschichte von Heidingsfeld informieren und die redaktionellen Inhalte können so einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.

Leporello als PDF
Magazin als PDF
https://www.wuerzburg.de/giemaul-erzaehlt

Landingpage auf der Website der Stadt Würzburg

Website Smartphone Adaption

Leporello Vorder- Rückseite (DIN A4 lang)

Leporello Inhalt

Magazin Cover (DIN A5 Quer)

Magazin Doppelseite Inhalt