Freies Projekt - 2013
Die visuelle Umweltverschmutzung nimmt im öffentlichen Raum immer stärker zu. Neben der klassischen Werbung auf ausgewiesenen Flächen werden im Rahmen größerer Veranstaltungen und gerade in Zeiten des Wahlkampfs zusätzliche Flächen geschaffen mit dem Versuch, den Betrachter innerhalb der bereits vorhandenen Informationsflut noch zu erreichen. Dabei stellt sich für uns die Frage, ob diese Maßnahmen überhaupt noch effektiv zur Kommunikation beitragen können.
Die aktuell übliche uniforme Gestaltung von Wahlplakaten und die Reduktion von Informationen auf schmissige Parolen stellen die Aussagekraft und den Mehrwert solcher Maßnahmen massiv in Frage. Bei der Betrachtung unserer inhaltslosen Parteienlandschaft und der immer weiter steigenden Zahl an Nichtwählern bräuchte unser Land gerade jetzt dringend Alternativen, die motivieren, sich wieder mit Wahlprogrammen auseinanderzusetzen. Statt dessen werben fast alle Parteien mit den Portraits von vermeintlichen Sympathieträgern und mit austauschbaren Botschaften. Getarnt durch Mimikry wollten wir hier mit unseren eigenen Plakaten einen ironischen Kontrapunkt setzen um auf diese Problematik hinweisen.
Bei der Herstellung unserer Kampagne haben wir versucht, ein möglichst authentisches visuelles Ergebnis zu erreichen. Die Plakate wurden auf der üblichen Größe DIN A1 ausgeplottet und auf Hartfaserplatten aufgezogen.
Fällt so etwas dem Betrachter überhaupt noch ins Auge oder verschwinden diese austauschbaren Bilder bei der gewohnten Filterung unserer Umwelt? Wir haben mit dieser Aktion einen Versuch gestartet und die vorhandenen Kampagnen temporär durch unsere eigene fiktive Wahlkampfkampagne zu ergänzen. Mit einem fast absehbaren Resultat: Die Passanten konnten durch unseren maximal sympathischen Kandidaten mit seinen radikalen Forderungen nicht mehr provoziert werden. Auch die verwendete Signalfarbe konnte leider keine zusätzlichen Protestwähler aus der Reserve locken. Wenn die Anwesenheit des Plakates überhaupt wahrgenommen wurde, dann wurde es vom Betrachter meist resigniert hingenommen.
Die Aktion wurde zusätzlich auf den entsprechenden Social Media Kanälen veröffentlicht, um auch hier die Reaktionen der Betrachter abzuholen.