Mehrfachbeauftragung 2. Platz - 2010
Auftraggeber: Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH
Das Konzept "Die Stadt ist dein Garten" verwendet bzw. abstrahiert typische aus dem alltäglichen Gärtnereibetrieb bekannte Gegenstände wie Obst- und Gemüsekisten, Gartenschläuche, Blumenstecker usw. und führt sie einer neuen Funktion zu. Sie werden zum Informationsträger, zur Aussichtsplattform oder zum Handlauf. Dadurch wird allein schon durch die Formgebung oder durch das verwendete Material ein direkter Bezug für den Besucher bzw. Betrachter zum Thema "Gärtnerstadt" hergestellt. Bewusst kommen hierbei Gegenstände und Materialen der Gegenwart (z. B. aus Kunststoff) zum Einsatz, um die Aktualität des "Urbanen Gartenbaus" zu thematisieren und um zu zeigen, dass es sich hierbei nicht nur um einen historischen Aspekt handelt. Vielmehr muss es Ziel sein, die Aktivitäten in der Gärtnerstadt zu fördern und zu beleben. Dies wird durch ein frisches zeitgemäßes Konzept zum Ausdruck gebracht.
Das Informations- und Leitsystem erhält seine Prägnanz und seinen Wiedererkennungswert vor allem durch die Form der Informationsschilder, die wie überdimensionale Blumenstecker gestaltet sind. Der Blumenstecker dient in der Gärtnerei der Informationsvermittlung für den Käufer: Auf ihm befinden sich Fotos, Name der Pflanze, Herkunft, Pflegehinweise und Angaben zu Wuchshöhe und Blüte der Pflanze. In seiner abstrahierten Form als Bestandteil eines Informationssystems für Besucher der Gärtnerstadt erfüllt er die gleiche Funktion in einem übergeordneten Kontext. Hier erfährt der Interessierte Fakten zur Geschichte, Entwicklung und Bedeutung des jeweiligen Standortes. Wie auf einem echten Blumenstecker sind auch auf den Schildern im Fußbereich "Erdkrümel" zu finden, jedoch in stilisierter und gedruckter Form. Das Logo der Gärtnerstadt ist in einer Frakturschrift gehalten, um die lange Geschichte zu verdeutlichen (erste Erwähnung um 1250 n. Chr.). Kombiniert mit der modernen Schriftart "Interstate" wird der Bogen zu Gegenwart geschlagen. Die Farbgebung orientiert sich an der CI der Landesgartenschau 2012. Die verwendeten Piktogramme für "Gärtner" und "Historie" sind vom Bamberger Zunftzeichen und vom Brückenrathaus abgeleitet. Die Informationsschilder können als Wandschilder und Stelen ausgebildet sein. Je nach erforderlichem Informationsgehalt werden die Schilder in Ihrer Größe skaliert. Die Schilder bestehen aus weißen Alu-Dibondplatten (Stärke 6 mm), die entweder mit UV- und witterungsbeständiger Farbe direkt oder im Foliendruckverfahren bedruckt werden.
Die drei Aussichtsplattformen werden im "Baukastensystem" errichtet. Der Grundbaustein ist die grüne Obst- und Gemüsebox, die Grundausstattung eines jeden Gärtnereibetriebs ist. Oft ist bei Märkten zu beobachten, dass mit diesen Boxen eine "Verkaufsarchitektur" erzeugt wird. Dieses Prinzip wird aufgegriffen. Die modulare Bauweise erlaubt es, die Plattformen an den jeweiligen Standort anzupassen, wobei ein einheitliches Erscheinungsbild trotz unterschiedlicher Ausformung gewahrt bleibt. Aufgrund der grünen Färbung stellen die Plattformen einen Bezug zur Landschaft und zum Thema Gartenbau her. Die begehbaren Flächen und die Brüstungen werden mit aufgeschraubten wetterbeständigen Siebdruckplatten stabilisiert. Die Boxen werden gestapelt und untereinander mit Kabelbindern fixiert. Eine ebene Betonfläche mit eingelassenem Stahlband dient als Fundament der Aussichtsplattformen. Die Zuwegung erfolgt über einfache Kieswege mit seitlichen Handläufen aus gelben Gartenschläuchen, die den Besucher leiten. Die Gemüsekisten sind vollständig recyclebar bzw. auch als Pfandkisten erhältlich. In diesem Fall könnten Sie ihrer eigentlichen Bestimmung wieder zugeführt werden.
Der Rundweg kann zusätzlich virtuell im Internet dargestellt werden: Zur Routenplanung, Vorabinformation oder Vertiefung nach dem Besuch in der Gärtnerstadt. Die mobile Navigation und Information während des Rundgangs kann als Applikation auf Smartphones erstellt werden.
In der Gärtnerstadt bieten sich zahlreiche Aktionen während und über die Zeit der Landesgartenschau hinaus an: Gärtnermarkt am Wochenende - als Marketingstrategie für die Direktvermarktung der Bamberger Gärtner. Feierabendgärten für Anwohner - um die Nutzung der Flächen als Gärtnerland mit neuen Strategien fortzuführen. Seedbombs - um die Gärten von den Aussichtsplattformen selbst zu beeinflussen. Gärtnereibedarf als Werbeträger - Samenpäckchen, Stecketiketten, Einwickelpapier. Pflanzenspenden - Bamberger Gärtner verkaufen Blumen zum Bepflanzen der Brachflächen. Aussichtsplattformen - einzelne Kisten werden mit Sommerblumen bepflanzt und stellen ergänzend den Bezug zwischen Architektur und Gärtnerstadt her.